Fotografien von Andrea Giovanni Käppeli
Stillleben von Flora und Fauna
beim Anleger Basel St. Johann.
Kann ich das benutzen, oder kann es weg?
Die Idee:
Einen lebenden Käfer oder eine lebende Fliege ist ungleich schwieriger zu fotografieren, als zu fangen, töten und mit einer Nadel zu pfählen. Die Achtung des Lebens, verbietet es mir, mit der Nadel zu sammeln. Für den Betrachter ist es gewiss auch weitaus aufschlussreicher, ein Lebewesen in seiner unmittelbaren Lebenswelt zu erleben.
Rheinufer St. Johann
das verkannte Naturparadies
Fremde Länder, exotische Tiere und Pflanzen üben eine grosse Faszination aus. Dabei vergessen wir, dass wir auch zuhause in einer Mitwelt leben, die ebenso voller Unbekanntem und Exotischem ist. Wir nehmen unsere Umgebung hin und benutzen sie zu unseren Zwecken und nehmen nicht wahr, welche Veränderungen wir in der Natur verursachen. Ich möchte den Menschen die Wunder und Schönheit der sie umgebenden Natur vor Augen halten.
Auf einer schmalen und sehr steilen Uferböschung, mitten in der Stadt Basel, findet sich eine unglaubliche Vielfalt an Pflanzen und Tieren. Bedrängt allerdings von allerlei Freizeitaktivitäten. Der Ort ist bei den Stadtbewohnern beliebt, um Sport zu treiben und Partys zu feiern, mit den entsprechenden Störungen, und Müllbergen. Neophyten und Neozoen machen der einheimischen Fauna und Flora den Lebensraum streitig. Jeder Eingriff verändert dieses kleine Biotop, sei es die Hinterlassenschaft eines Hundes, ein gepflückter Blumenstrauss oder das Neozoon und Spitzenpredator Hauskatze, die Jagd auf alles macht, das sich bewegt und dezimiert so Insekten, Reptilien und Vögel. So ist dieser kleine Fleck Natur ständigem Wandel unterworfen, nicht nur dem Jahreszeitlichen. Eine spezielle Firma kommt regelmässig, um invasive Neophyten zu jäten, die zum Teil von Passanten absichtlich gesät wurden. So wird versucht, die Biodiversität möglichst zu erhalten.
Ein Naturparadies im Werden und Vergehen, das langsam schwindet.
Schon als ich als «Basels elegantester Strassenwischer», am Rheinbord St. Johann, den Müll einsammelte und mit der Kamera, Stillleben von Abfall machte, war ich fasziniert von der grandiosen Natur, der Artenvielfalt, die mich umgab. Nebenbei fotografierte ich mal eine Pflanze, mal ein Tier. Als ich den «Strassenwischer» im orangen Frack «sterben» liess, nahm ich mir vor, für ein ganzes Jahr das Rheinbord mit der Kamera zu begleiten. Das Projekt «Stillleben von Flora und Fauna beim Anleger Basel St. Johann; Ist das benutzbar, oder kann es weg?» war geboren. Der Schwerpunkt liegt bei der Ästhetik der Natur. Die Bilder sprechen für sich, wecken das Interesse des Betrachters an der ihn umgebenden Natur. Wer weiss, was man verlieren könnte, wird dies auch besser schützen.
Auf dieser schmalen, steilen Uferböschung, mitten in der Stadt Basel, findet sich eine unglaubliche Vielfalt an Pflanzen und Tieren. Wer hinschaut, sieht schon Anfang Januar, die ersten Pflanzen Blühen. In jedem Monat, jede Woche blüht etwas. Auf diesem winzigen Fleck Erde kann man sehen, wie vernetzt die Natur ist, wie alles voneinander abhängig ist und wie schnell diese Balance aus dem Gleichgewicht geraten kann. Alles lebt von und miteinander. Jede Pflanze, jede Blüte ist das Zuhause von unzähligen Tieren.
Als der Erdbockkäfer, ein Indikator für den Zustand der Artenvielfalt am Rheinbord, 2009 ausstarb, wurde aus dem «Naturobjekt von nationaler Bedeutung», eines von kantonaler Bedeutung. 2010 wurde im Kanton Basel-Stadt, ein Naturinventar gemacht. Das Rheinbord ging dabei wohl vergessen. Die Stadtgärtnerei ist bemüht, die Biodiversität in der Stadt zu fördern. Als ich die Stadtgärtnerei um fachliche Unterstützung fragte, war die erste Frage: «warum St. Johann, da ist doch nichts! Gehen Sie ins Kleinbasel, da ist es bunt, hüpft und springt». Es fanden sich in der Region keine Fachpersonen, die die Abbildungen taxieren würden. So sprechen die Bilder für sich, ohne Legende. Mir scheint, dass noch keinem aufgefallen ist, welche Perle da vor uns liegt, so wie manchmal mit dem Rheinbord umgegangen wird. Letzten Sommer wurde noch in der Blütezeit gemäht und mit dem Rechen sofort aufgeräumt. Im Herbst sogar mit dem Fadenmäher, wurzeltief, in einer Staubwolke, alles weggemetzelt und mit dem Laubbläser sauber gemacht, ebenfalls noch in der Blüte. Wie sollen sich die Pflanzen reproduzieren, wenn sie sich nicht versamen können und wie Insekten, in Stängeln und Wurzeln überwintern? Es war wohl nicht nur der Käfersammler, der kurz vor dem Aussterben, noch möglichst viele Erdbockkäfer einsammelte, der dem Käfer den Garaus machte.
Wenn Du willst, dass sich Menschen verändern, darfst Du sie nicht anschreien.
Du musst Dein Herz zeigen, um die Herzen zu erreichen.
Jane Goodall
Der Mensch ist Teil seiner Mitwelt in der alles miteinander verbunden, verkettet, verzahnt, voneinander abhängig ist.
Nichts ist der Mitwelt unnütz,
ausser vielleicht der Mensch,
dessen Tun ihr dafür zur Gänze!
Der Mensch ist das invasivste Neozoon der Erde.*
*In der mutmasslichen Wiege der Menschheit, dem grossen afrikanischen Grabenbruch und auf einigen weiteren kleinen Flecken der Erde, gibt es bis heute Menschen, die im Einklang der Erde leben. Im Rest der Welt verhält sich der Mensch, wie ein invasives Neozoon, oder wie ein Virus.
Ich möchte keine rein dokumentarischen Bilder machen. Der Schwerpunkt liegt bei der Ästhetik der Natur. Die Bilder sollen das Interesse des Betrachters an der ihn umgebenden Natur wecken. Wer weiss, was man verlieren könnte, wird dieses auch besser schützen.
Die Bilder werden etwa die Ästhetik haben, wie im folgenden.
Rheinufer St. Johann das verkannte Naturparadies. Vernissage der Ausstellung im Pavillion des St. Johanns Park ist voraussichtlich am 1. Mai 2024.
Anfragen zum Projekt: agk(at)ag-kaeppeli.ch
Zum vergrössern der Bilder : Rechtsklick, Grafik anzeigen